Mit dem MS Dockville Festival 2015 fand der Sommer für Kunst und Musik auf der Elbinsel einen grandiosen Abschluss. Vom 21.-23. August feierten 60.000 Besucher ihre Helden bei Traumwetter. Die mittlerweile neunte Ausgabe bot wie immer ein facettenreiches Programm von Indie über Elektro bis Hip-Hop. Begleitet wurde das Ganze von zahlreichen Kunstinstallationen. Während manche Festivals oft mit ihren Headlinern strotzen, hört man den Begriff hier nicht ganz so gerne. Vielmehr spricht man von Entdeckungen für morgen und übermorgen.
Auch in diesem Jahr bespielten die ‘Lichtgestalten’ Philipp Kaiser und Dominik Schatz den Rethespeicher, der mit einer Länge von 170 m für die perfekte Leinwand für das Line-up sorgte. Mit dabei waren u.a. FM Belfast, Son Lux, Tom Odell, Sylvan Esso, Talisco, Odesza und Interpol am Freitag, HÆLOS, Little Dragon, Friska Viljor, Hauschka, DjangoDjango, Caribou, Romano am Samstag sowie Dan Deacon, Nod Ones Head, Alle Farben, Benjamin Booker und Young Fathers am Sonntag.
FREITAG
Talisco
Jérôme Amandi alias Talisco aus Bordeaux. Seine zauberhafte Stimme, treibende Gitarre und der Mix aus Sehnsucht und Melancholie sorgen für einen perfekten Start ins Festivalwochenende.
Sylvan Esso – Coffee
Son Lux
Elektro und Folk, Klassik und Jazz. Ryan Lott alias Son Lux aus Brooklyn geht unter die Haut … easy oder doch nicht ganz so easy. Gegenüber dem letzten Jahr hat Son Lux an Statur gewonnen. Er kommt sowohl körperlich als auch gesanglich viel kräftiger rüber.
Son Lux – Easy
Interpol
Wenn es nach Interpol geht, würde die Band gerne aufs Touren verzichten und gleich 3 Alben im Jahr im Studio produzieren. So jedenfalls hatte sich Sänger Paul Banks im Interview gegenüber dem Rolling Stone Magazin geäussert. Zum Glück erzwingt das Musikgeschäft auch die Begegnung mit dem Publikum. Dass die New Yorker Independent Rocker mal ein Album mit dem Namen “Turn on the Bright Lights” veröffentlicht haben, kann man heute kaum glauben. Bei ihren Live-Auftritten ist die Band meistens in diffuses rotes Licht getaucht und kaum auszumachen. Allerdings wird die sakrale Stimmung durch die warme Klangfarbe der Gitarrensounds und der sehr dunklen und leicht brüchigen Stimme von Paul Banks genial gekontert.
Interpol – All The Rage Back Home
SAMSTAG
HÆLOS – Dust

ALL WE ARE – Drummer Richard ‘O Flynn aus Irland, Bassistin Guro Gikling aus Norwegen und Gitarrero Luiz Santos aus Brasilien
Friska Viljor
Die schwedischen Indie Rocker Friska Viljor sind in Hamburg gerne gesehene Gäste und verbreiten wie immer gute Laune.

Auch auf dem Dockville schwenkt die Wasserinitiative Viva Con Agua unermüdlich ihre Fähnchen und geht auf Becherjagd.
Caribou
Der Musikstudent Daniel Snaith begann im Jahr 2000 mit dem Musikmachen, damals noch unter dem Namen Manitoba. Zum Glück hielt ihn 2005 der Doktortitel der Mathematik am Imperial College in London nicht davon ab, mit der Musik weiterzumachen. Psychodelischer Disco-Rock vom Feinsten!
CARIBOU – Can’t Do Without You
Romano
An Romano, der eigentlich Roman Geike heißt und aus Berlin-Köpenick stammt, muss man sich erst einmal gewöhnen. Die goldene Bomberjacke der San Francisco 49ers und seine blonden Zöpfe sind sein Erkennungsmerkmal. Er bezeichnet sich selbst als ‘Cornerboy’, jemand der herumsteht und viel mit den Menschen in seinem Kiez redet. Er singt nicht von Liebe und Schmerz sondern seiner Metallkutte. Auch der aktuelle Song schlägt in eine ähnliche Kerbe: ‘Brenn die Bank ab’, bezeichnenderweise mit einer Flasche Champagner. Das kommt gut an.

Zu gerne hätte ich gewusst, wer bei Romano der DJ mit Moustache im Hintergrund war. Die weiblichen Fans wussten es anscheinend und kamen ebenfalls mit Moustache und eindeutigem Statement.
Romano – Brenn die Bank ab
SONNTAG
Dan Deacon
2 Tage Festival stecken bereits in den Knochen und da bedarf es schon eines Dan Deacon aus Baltimore, um die Menge anzutreiben. Seine Konzerte sind für Zuschauerpartizipation bekannt. Leicht sarkastisch forderte er zum Tanz auf der Palette im ‘mudhole’ auf. Und in der Tat war der Boden vor dem Großschot vom Regen der Vortage etwas schlammig.
NOH – NOD ONE’S HEAD
Charlotte Bühler und Moritz Bommert, zwei junge Talente aus Berlin sind seit einiger Zeit mit ihrem Projekt unterwegs. Ihre Liveshow ist eine Mischung aus Konzert und DJ-Set. Man möchte wieder verstärkt das Liveerlebnis zurück in die Clubs holen und trotzdem nicht auf eine tollen Beat verzichten. Ein wichtiges Differenzierungsmerkmal ist das Talent von Lotte ‘Lovegood’ quasi explosionsartig auszuflippen und wie der Bandname schon sagt, mit dem Kopf zu nicken. Fantastisch!
NOD ONE’S HEAD – Secret Love
Alle Farben
Sonntag Abend 18:00. Die Menge pilgert mit großer Vorfreude zur Vorschot Bühne. Alle Farben alias Frans Zimmer trifft mit seinem DJ-Set ins Schwarze. Die Stimmung ist grandios.
Alle Farben feat. Graham Candy – Sometimes (auf dem Dockville Gelände gedreht)
Young Fathers
Das beste kommt zum Schluss. In diesem Fall das Hip-Hop-Trio Young Fathers aus Edinburgh. Bereits 2014 gewann das Trio den Mercury Prize für das Album “Dead”. Ihr neues Album “White Men Are Black Men Too” haben die drei größtenteils in einem Berliner Kellerstudio aufgenommen. Abseits der Heimat lässt sich ungestörter arbeiten und Berlin bietet eine gute Heimat für Kreative.
Young Fathers – Shame

Das MS DOCKVILLE 2016 findet vom 19. bis zum 21. August statt. Der Vorverkauf für das 10-Jährige startet am 10. Oktober 2015.