Gigantische Braunkohlebagger säumen das MELT! Festivalgelände auf der Ferropolis Halbinsel in der Gremminer See bei Dessau, Sachsen-Anhalt. Die Location ist kaum zu toppen, ein perfekter Mix aus tagsüber chillen am See und imposanten Lichtspielen mit Industrial Flair am Abend. Im Bereich Indie, Pop und Techno entwickelt sich das MELT! aber auch musikalisch zu einem der besten Festivals der Republik. Diesjährige Headliner waren u.a. Alt-J, Flume, Kylie Minogue und London Grammar.
FREITAG
Den Auftakt auf der Mainstage machte am Freitag die Schwedin Tove Lo mit stylishen Pop-Melodien.
Tove Lo
Years & Years
2015 scheint das Jahr für Olly Alexander und seiner Band Years & Years zu sein. Schon im Januar gewann das Trio die begehrte BBC Sound of 2015 Abstimmung. Zeitlose Pop Hits, ein bisschen verschroben aber genial kombiniert mit Electro-Pop, Dance, R’n’B und 90s House.
Mogwai
Der Name Mogwai der schottischen Postrock-Band leitet sich aus dem Chinesischen ab und bedeutet ungefähr so viel wie „dunkler Geist“ oder „böse Seele“. So ist dann auch der Sound eher dunkel, verstörend und mit Texten nur schmal ausgelegt. Laut Gitarrist John Cummings eben “New Wave of New Wave of New Wave-Punk”.
London Grammar
Hannah Reid von London Grammar sagt man eine gewisse Kompliziertheit nach. Auf dem Melt! war sie kurz vor ihrem Auftritt ganz entspannt im Gespräch mit Fotograf Thomas Quack. Strong!
London Grammar – Strong
Nils Frahm
Der Berliner Pianist und Komponist Nils Frahm ist in diesem Jahr mit großem Gepäck angereist, so üppig war der Aufbau. Mit seinen Sets irgendwo zwischen Electro und Klassik entdeckt er ständig neue Klanggalaxien, reinster Eargasm!
Nils Frahm – Says
FLUME
FLUME oder auch ‘the leading light of the Australian electronic music scene’, beendete den Abend auf der Mainstage mit einem gigantischen Set.
SAMSTAG

Samstag Nachmittag gegen 14:30. Statt Badewetter gab es Eis von oben. Es tat der Stimmung keinen Abbruch, typisch Festivalsommer eben.
WANDA
Die nach Wanda Kuchwalek, der einzigen Zuhälterin Wiens, benannte Alternative Pop/Rock Band WANDA wurde bei den Amadeus Awards 2015 ausgezeichnet. Das Debütalbum Amore (2014) erreichte im März 2015 Goldstatus in Österreich. Wiener Schmäh, rau, nicht immer jugendfrei, ein bisschen Falco und Lederjacken so präsentiert sich WANDA.
MAMA

MAMA – Sie veröffentliche ihr erstes Soloalbum ‘Dreams of Liberty’ 2014. Die Songs sollen angeblich in ihrem Schlafzimmer während bitterkalter Berliner Nächte produziert worden sein.
Cakes Da Killa
Django Django
Young Fathers
Young Fathers – I heard
Giorgio Moroder
23:15 – Giorgio Moroder, der Erfinder von Synthie-Disco steht auf dem Programm. Mehr als 30 Jahre ist nichts mehr von ihm erschienen. Mit 75 Jahren hat man zumeist auch andere Pläne. Moroder wäre es beinahe auch so gegangen, wenn Daft Punk ihn nicht auf ihrem Album ‘Random Access Memories’, mit der aberwitzig erfolgreichen Single ‘Get Lucky’, gefeatured hätten. Giorgio by Moroder hieß das Stück.
Daft Punk – Giorgio by Moroder
Moroder konnte sich vor Anfragen von Plattenfirmen kaum retten und ließ sich zu einem neuen Album hinreißen: Deja-vu. Zu oft sollte man ein gutes Stück allerdings nicht aufkochen und das gilt auch im Fall von Deja-vu. Die Starparade mit Sia, Britney Spears und Kylie Minogue verfängt nicht. Bei seinem Melt! DJ-Auftritt legte er u.a. ‘Berlin – Take My Breath Away’, ‘Irene Cara – Flashdance’ und sein Tom’s Diner Remake mit Britney Spears auf. Zum Glück war aufgrund des ungewöhnlich hohen DJ-Pults kaum zu sehen, wie dilettantisch er mit dem Mixer umging.
Dennoch, die Stimmung blieb gut auch schon weil jeder wußte, welche Disco Legende vorne auf der Bühne steht. Das schafft Freiräume. Zu Donna Summers’ ‘Love to love you, baby’ und ‘I Feel Love’ werden noch Generationen tanzen. Thank you Giorgio Moroder!
Kylie Minogue
Und dann war sie da, ‘In Our Arms’ – Kylie Minogue. Die Pop-Diva lieferte eine perfekte Bühnenshow ab, etwas reduziert vom Umfang aber dafür so nahe am Publikum wie selten. Weil Nena’s 99 Luftballons so ein großer Hit in Australien war, gab es den Song dann noch auf Englisch vom Notenständer abgelesen. Die Menge tobte und dachte schon nicht mehr daran, dass sie beim ersten Song ‘Better The Devil You Know’ mit einer Krone auf dem Kopf die Bühne betrat, während die Tänzerinnen in Krücken herumkrochen. Mit ‘Into The Blue’ verabschiedete sie sich dann furios.
Jon Hopkins
Sven Väth
ODESZA
SONNTAG
IBEYI
Viele relaxen noch am See und verpassen die wundervollen Zwillinge Naomi and Lisa-Kaindé Diaz, die als IBEYI (= Zwilling im Nigerianischen Yoruba Dialekt) Synthies, Jazz und rituelle Gesänge kombinieren. Ihr Vater spielte im Buena Vista Social Club als Percussionist. Das merkt man den Töchtern an. Im Winter sind die beiden wieder auf Deutschland Tour. Ein faszinierendes franko-kubanisches Highlight.
Damian Lazarus & The Ancient Moons
RIDE
RIDE erreichten in den 90ern Kultstatus. Ihr Debütalbum ‘Nowhere’ zählte zu den wichtigsten der Dekade. Sie formten den Shoegaze Sound der später durch den Britpop überrannt wurde. Ohne die Vier aus Cambridge wären Panda Bear, Primal Scream und Animal Collective nicht dasselbe. Zweimal sind sie schon auseinandergegangen, jetzt drehen sie eine neue Runde.
Ride – Vapour Trail
AURORA
‘Up-and-coming’ gilt ganz sicher für die junge Norwegerin Aurora Aksnes. Der Telefonriese Vodafone hat ein Händchen für aufstrebende Künstler und nutzte AURORA’s Debütsingle ‘Running With The Wolves’ gleich für seine Kampagne. Noch sind Konzerte spärlich gesäht, aber schon im Melt! Intro Zelt konnte man erahnen, wie sie die Musikwelt mit ihren Liedern von Wölfen und norwegischen Wäldern verzaubern wird. Ein bisschen wie Susanne Sundfør.
AURORA – Running With The Wolves
Alt-J

ALT-J – Gewinner des Mercury Prize 2012 für das Album ‘An Awesome Wave’. Britfolk und Indiepop für verwöhnte Ohren.
Nina Kraviz

Nina Kraviz – in Sachen Techno hatte sie auf dem Melt! die Nase vorn. Sicherlich weiss Sven Väth Konkurrenz zu schätzen und dann auch noch so attraktive.
Toro Y Moi
TORO Y MOI – Rose Quartz